Auto


Quer mit einem alten 911er quer übers Eis, das war der Traum.
Ein mehr aus Zufall entdeckter US-Targa sollte die Basis werden. 1977 ausgeliefert als 2.7S in einem sonnenverwöhnten Staat der USA - in dunkelrot-metallic.
Eine lose Sammlung an Belegen dokumentieren neben einer pfleglichen Wartung auch den Karosserieumbau auf die breite Turbo-Optik in frühen Jahren. Dieser Umbau wurde glücklicherweise ordentlich und mit Originalteilen durchgeführt ... der US-amerikanische Farbwandel auf Indischrot war dann doch eher ein landestypisches "Umfärben" ...
40 Jahre nach Auslieferung stand der Wagen - bis auf einen Pickel an der Targascheibe trotzdem rostfrei, dafür viel zu tief am Boden und mit einem 3.0SC-Motor - in Eggolsheim. Eine wirklich ordentliche Basis, aber eben ohne Chance auf ein Sammlerobjekt. Also die ideale Basis für ein Spaßmobil.

Mit großer Freude und Enthusiasmus gingen wir zusammen mit der Werkstatt an dieses ungewöhnliche Projekt.
Große Räder aus dem Offroad-Bereich waren gesetzt, ebenso der Erhalt einer möglichst hohen Alltagstauglichkeit, ein Museumsauto sollte es nicht werden.

Perfekte, zuverlässige Technik war gesetzt - schließlich sollte es im Januar 2018 nach Schweden oder Norwegen auf den gefrorenen See gehen.
Und die fühere Erfahrung lehrte bereits, bei -30 Grad macht das Schrauben wenig Freude.
Was macht man am 3.0er SC-Motor? Hydraulische Kettenspanner, Gasgestänge neu lagern, dicht war das Aggregat, keine ungewöhnlichen Laufgeräusche nach Einstellung des Ventilspiels. Die Trockeneisreinigung brachte keine weiteren Überraschungen. Der Simmerring an der Kurbelwelle wurde trotzdem getauscht, schließlich lag der Motor bereits vom Getriebe getrennt auf der Werkbank. Das 915er Getriebe war aus den späten 1980er Jahren und erhielt eine Kur sowie eine 40%ige Sperre.
Mit einer neuen Sachs Motorsportkupplung kam das Aggregat wieder in das Fahrzeug zurück.
Sämtliche Fahrwerksbuchsen wurden von Gummi auf PU-Buchsen umgebaut, Turbospurstangen, neue Querlenker, Bremsanlage vom 3.2er revidiert, Verstärkungen an der Vorderachse, Unterboden mit Wachs versiegelt, Domstrebe verbaut. Nach Fahrversuchen kamen wir zum Schluß, dass Bilstein B6 Dämpfer die neue Standhöhe von plus 7 cm gegenüber der Serie vielleicht doch besser verkraften ... was sich später auch nur als Übergangslösung herausstellte. Die Serien-Sofa-Sitze wichen Turbositzen, für den Durchblick bei Eis und Schnee gab es eine beheizbare Frontscheibe. Und weil das verschneite Norwegen so schön ist, gab es das GTS-Top in durchsichtigem Macrolon.

Nach tollen drei Tagen auf dem Eis war klar - Querfahren muss künftig auch auf Asphalt klappen.
Eigentlich hätte das ein Serien 964-Motor ermöglichen sollen ... aber es kam anders. Nur das Kurbelgehäuse ist 964. Hubraum ist nur durch Hubraum zu ersetzen ... also 3,8 Liter.
Die Ansaugung samt Einzeldrosselklappenanlage wurde vom 2.7RS modifiziert, die mechanische Bosch Einspritzpumpe ebenso an den Hubraum angepasst.
Eine Doppelzündung wie im 2,8RSR bringt das Gemisch nun zum Zünden. Abgestimmt auf maximale Alltagstauglichkeit und gleichmäßiges Drehmoment.
Zwei Ölkühler in den vorderen Radhäusern halten die Temperatur auch bei hoher Last stabil -
was weder von der Kupplung mit organischem Belag noch vom Getriebe behauptet werden konnte.
Eine Motorsportkupplung mit Sintermetallbelag überträgt das Drehmoment nun zu einem verstärkten Getriebe.
Auch das Fahrwerk war den neuen Belastungen nicht mehr gewachsen - KW fertigte ein um 8 cm höheres Fahrwerk, abgestimmt auf die Radlasten.

Radsätze gibt es mit Spikes für den Ausflug aufs Eis, der Alltag wird mit den grobstolligen AT-Reifen bewältigt - und wenn die Streckenführung nach höherem Tempo verlangt,
ein Satz Sportreifen. Eine fahrerisch anspruchsvolle Kombination ist der Sportreifen auf der Vorderachse und AT-Reifen auf der Hinterachse. In einem engen Grenzbereich fährt die Vorderachse wie auf Schienen, die Hinterachse folgt mit der Spurtreue eines Einkaufswagens - auf dem Sachsenring im Rahmen eines Rallyefahrtrainings das größte Vergnügen ...